Ab dem 1. Oktober 2025 wird die europäische Strombörse den Day-Ahead-Handel von stündlichen Auktionen auf 15-Minuten-Zeitscheiben umstellen. Ziel dieser Reform ist es, die Marktmechanismen präziser und näher an den tatsächlichen Schwankungen von Angebot und Nachfrage auszurichten.
Day-Ahead und Intraday: Die Grundlagen
Um die Bedeutung der Umstellung zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die beiden wichtigsten Handelssegmente:
- Day-Ahead-Markt: Hier wird der überwiegende Teil des Stromhandels für den Folgetag abgewickelt. Marktteilnehmer geben bis zum Mittag des Vortages ihre Gebote ab. Bisher erfolgt die Preisbildung stundenweise – ab Oktober künftig in 15-Minuten-Intervallen.
- Intraday-Markt: Dieser Markt dient dazu, kurzfristige Abweichungen zwischen Prognose und Realität auszugleichen – zum Beispiel, wenn Wind oder Sonne stärker oder schwächer ausfallen als erwartet.
Bislang bildet der Day-Ahead-Handel Preise im Stundentakt. Ab Oktober ändert sich das Grundprinzip auf 15-Minuten-Zeitscheiben.
Die wichtigsten Änderungen und Vorteile
- Realitätsnähere Abbildung von Erzeugung und Verbrauch
Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarstrom schwanken stark innerhalb kurzer Zeiträume. Eine 15-minütige Handelsgranularität ermöglicht es, diese Schwankungen besser im Markt abzubilden. - Weniger Korrekturen im Intraday-Markt
Viele Ungleichgewichte lassen sich künftig bereits im Day-Ahead ausgleichen, wodurch weniger Nachsteuerungen im Intraday erforderlich sind. - Mehr Flexibilität bei Handelsprodukten
Neben 15-Minuten-Produkten bleiben auch 30- oder 60-Minuten-Blöcke verfügbar, sodass Marktteilnehmer ihre Strategien individuell kombinieren können. - Stärkung des europäischen Binnenmarktes
Die Umstellung ist Teil des Projekts Single Day-Ahead Coupling (SDAC) und soll die Integration der europäischen Strommärkte weiter vorantreiben.
Auswirkungen auf die Preisbildung
- Feinere Preisfindung: Der Market Clearing Price wird künftig in 96 Zeitintervallen pro Tag gebildet (statt bisher 24). Das macht die Preissignale genauer.
- Mehr Volatilität: Kurzfristige Schwankungen werden deutlicher sichtbar. Gleichzeitig kann die Umstellung langfristig für mehr Stabilität sorgen, da Korrekturhandel reduziert wird.
Was bedeutet das für Verbraucher und Betreiber?
- PV- und EE-Anlagenbetreiber profitieren: Wer Strom einspeist, kann flexibler auf hohe Preissegmente reagieren und so Erlöse optimieren.
- Dynamische Tarife gewinnen an Bedeutung: Kunden mit zeitvariablen Stromtarifen können durch Lastverschiebung auf günstigere 15-Minuten-Intervalle Kosten sparen.
- Batteriespeicher werden attraktiver: Durch die 96 Preiszeitpunkte pro Tag eröffnen sich zusätzliche Möglichkeiten für Arbitrage und Lastmanagement.